Trainingsraum-

konzept



Kinder und Jugendliche sind von Natur aus lebhaft, unruhig und in Gruppen bisweilen auch ziemlich laut. Für die Arbeit in der Schule ist das eine ungünstige Voraussetzung und so müssen sie im Laufe ihrer Schulzeit lernen, sich in den Klassenräumen an Regeln zu halten, die das Zusammenleben ordnen und das Lernen ermöglichen. Die Beeinflussung der Schülerinnen und Schüler in Richtung auf ein optimales Lernverhalten in der Klasse ist Bestandteil der Pädagogik. Im Laufe ihres Schülerlebens übernehmen die Kinder und Jugendlichen immer stärker selbst die Verantwortung für ihr Handeln und das regulierende Eingreifen von Lehrerinnen und Lehrern tritt in den Hintergrund. Damit steigt die Konzentration auf den eigentlichen Unterricht.

 

Zumindest sollte das so sein

 

Ein bestimmtes Maß an Unruhe ist bei der Arbeit in der Schule immer tragbar, wenn auch nicht ideal. Wenn aber die Grenze überschritten wird, bis zu der Unterricht möglich ist, muss der Lehrer sich vom Unterrichtsgeschehen abwenden und das bloße Zusammenleben regulieren. Abgesehen, davon, dass das für alle Beteiligten anstrengend ist, kann die Schule in diesen Momenten ihrer eigentlichen Aufgabe, Lernen zu ermöglichen und Wissen zu Können zu vermitteln, nicht nachkommen.

Um hier konstruktiv eingreifen zu können, hat sich das Kollegium der Gesamtschule Bad Oeynhausen entschlossen, einen soge-nannten „Trainingsraum“ einzurichten. Nach einer voraus-gegangenen Ermahnung kann ein Schüler hierhin überwiesen werden, so dass der Unterricht weiter ungestört ablaufen kann.

Der Schüler wird aber nicht einfach herausgeworfen oder vor die Tür gestellt, wie man es oft hört. Er trifft im Trainingsraum auf einen betreuenden Lehrer, der ihm dabei hilft, das Verhalten zu überdenken, das in diese Situation geführt hat. Außerdem sollen auch Möglichkeiten herausgearbeitet werden, Fehlverhalten künftig zu vermeiden. Der Schüler leistet diese Auseinandersetzung schriftlich, der Lehrer im Trainingsraum unterstützt den Schüler dabei durch Rückfragen, Anregungen und dergleichen.

Dadurch wird der Schüler auf seine eigene Verantwortlichkeit für sein Verhalten und sein Handeln hingelenkt. Der Kern des Konzeptes ist also nicht die Beseitigung des störenden Schülers, sondern die Bewusstmachung und Stärkung von Eigen-verantwortlichkeit und Selbstbestimmung. Außerdem soll klar werden, dass jeder Schüler eigene Ziele mit dem Schulbesuch verfolgt, die er selber nicht erreichen kann, wenn er das ungünstige Verhalten fortsetzt.

Die Ziele für die Schüler werden in den drei folgenden Kernsätzen zusammengefasst:

Jede Schülerin und jeder Schüler hat das Recht ungestört zu lernen.

Jeder Lehrer und jede Lehrerin hat das Recht ungestört zu unterrichten.

Jeder muss die Rechte der Anderen respektieren.


Die Lehrer an unserer Schule halten die Einrichtung des Trainingsraumes für so sinnvoll, dass sie alle eine halbe Stunde mehr arbeiten, um die Besetzung des Raumes zu ermöglichen. Es fließt also keine Unterrichtszeit in diesen Raum, der aber schon in vielen Situationen dazu geführt hat, dass Unterricht wieder ungestört stattfinden kann.

Eine unserer Lehramtsanwärterinnen hat übrigens kürzlich den Trainingsraum an unserer Schule zum Gegenstand ihrer zweiten Staatsarbeit gemacht, so dass wir uns in der glücklichen Position sehen, dass diese Einrichtung nun auch pädagogisch und wissenschaftlich untersucht und „evaluiert“ wurde, wie es in der neuschöpfungsfreudigen Sprache der Schulpädagogik heute heißt. Wie auch immer, für uns ist es eine Bestätigung des eingeschlagenen Weges und eine Ermutigung, ihn weiter zu verfolgen.