Am vergangenen Freitag durfte die Europaschule in Bad Oeynhausen die Autorin Nina Weger aus Hannover begrüßen. Jeweils zwei Klassen aus dem 5. Jahrgang hatten sich nacheinander im Forum der Schule eingefunden, um der Autorin Nina Weger zuzuhören. Die Autorin las aus ihrem noch relativ neuen Buch „Als mein Bruder ein Wal wurde“ vor.
„Drei Dinge sind nötig, um ein Buch zu schreiben“, so die Antwort der Autorin Nina Weger auf die immer wieder an Sie gerichtete Frage, wie sie es denn schaffe, ein Buch zu schreiben. Eines sei absolut wichtig, nämlich eine sogenannte große Frage zu haben, eine Frage, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch ziehe und auf die das Buch eine Antwort zu geben versuche.
Und so eine große Frage wird in dem Buch „Als mein Bruder ein Wal wurde“ von Nina Weger immer wieder gestellt: Gelingt es dem Jungen Bela herauszufinden, was richtig oder falsch ist?
Bela großer Bruder Julius liegt im Wachkoma. Auf dem Weg zur Schule ist er von einem LKW erfasst worden. Der Fahrer hatte ihn übersehen und ungebremst hat er Julius 10 Meter weiter mit dem Kopf gegen die Bordsteinkante geschleudert. Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma – so die Diagnose der Ärzte. Wird Julius es schaffen?
Später dann die ernüchternde Diagnose: Julius liegt im Wachkoma. Julius kommt von der Intensivstation auf die Normalstation, dann in die REHA und im Anschluss daran nach Hause, alle Behandlungen sind ausgeschöpft – und als Julius‘ neuer Hausarzt nun danach fragt, ob Julius jemals eine Äußerung gemacht habe, was er in solch einem Fall für sein Leben gewollt hätte, brechen alle Zeiten auseinander.
Die Fragen werden immer drängender: Ist eine weitere Behandlung überhaupt im Sinne von Julius? – Wie lange sollen die für Julius doch sehr anstrengenden Behandlungen überhaupt noch durchgeführt werden? Was ist, wenn er plötzlich zum Beispiel eine Lungenentzündung bekommt? Nimmt Julius überhaupt noch etwas wahr, spürt er noch etwas?...
Haben Bela und seine Eltern bisher zusammengehalten und sich gegenseitig unterstützt, so nehmen nun die lauten Auseinandersetzungen um den richtigen Weg immer mehr zu, die Spannungen, die in der Luft liegen, werden zu Fronten und die Familie droht auseinander zu brechen. Die Eltern müssen eine Entscheidung treffen – die wohl schwierigste Entscheidung, die man sich vorstellen kann: Soll Julius leben oder sterben? Was würde Julius wollen? Was ist richtig? Was ist falsch? Kann es überhaupt eine eindeutige Antwort geben? Und auch Bela muss eine Antwort auf die Fragen, die eine große Frage finden. Wie sehr wünschen sich alle ein Zeichen, das aussagt, was richtig und was falsch ist.
Wie gut, dass Bela in dieser Situation Martha an seiner Seite hat und alle seine Fragen mit ihr besprechen kann. Unter allen Fragen, die Bela nicht versteht, gibt es auch immer wieder die nach Gott: Wo war er, als sich der Unfall ereignete? Warum hat er nicht besser auf seinen Bruder Julius aufgepasst? Und: Was würde er zu der Frage sagen, was jetzt wirklich noch in Julius ist und ob die Behandlung fortgesetzt werden soll?
Und da hat Martha eine wirklich weitreichende Idee: „Wir fahren nach Rom! Dort kannst du den Stellvertreter Gottes auf der Erde deine Fragen stellen!“, verkündet sie dem völlig verblüfften Bela. Und dieser willigt schließlich ein.
Es beginnt eine äußerst aufregende..., teilweise auch gefährliche Reise nach Rom; zum Glück treffen Bela und Martha immer wieder Menschen, die nicht viel fragen, es gut mit ihnen meinen und den Beiden weiterhelfen.
Schaffen es Bela und Martha bis nach Rom? Bekommen Sie eine Antwort?... –
Soviel darf verraten werden: Bela -und auch Martha!- finden ihre Antworten selbst. Versöhnt mit dem, was ihnen beiden in ihren kurzen Leben schon geschehen ist, fahren sie wieder nach Hause.
Berührt von der Geschichte haben die Schülerinnen und Schüler der Autorin fast 60 Minuten zugehört. Solange zuhören – das ist keine Selbstverständlichkeit! Dabei hat Nina Weger es ihnen leicht gemacht: Für ihre Lesungen nimmt sie regelmäßig Unterricht bei einem Schauspieler. Mit jeder Lesung trage sie Verantwortung – für einen „kurzen Moment“ öffne sich ein kleiner Korridor, in dem Lesefreude bei den jungen Zuhörern entstehen könne. Ein großes Ziel, das sich mit dem Anliegen der Europaschule im Blick auf Leseförderung verbindet!
Und die Zeit des Zuhörens verging auch deshalb so schnell, weil der Funke übersprang. Seit sehr vielen Jahren leitet Nina Weger in Hannover einen Kinder- Zirkus. Während der „Zirkus-Arbeit“ beobachtet sie „ihre“ Kinder und Jugendlichen: Was macht Kinder wütend, was macht sie glücklich? Was wünschen sie sich und wovon träumen sie? Was macht ihnen Angst? Wann geht es ihnen gut? Wann nicht?... Und eines ist deutlich: Sie mag Kinder, ist ihnen nah und sie möchte, dass es ihnen gut geht – auch während einer Lesung.
Im Anschluss an die Lesung war Zeit und Raum für alle Fragen, die „man“ schon immer mal einer Autorin stellen wollte: Wie viele Bücher haben Sie schon geschrieben? Wie kommen Sie auf den Titel des Buches? Warum und wann haben Sie sich entschlossen, Autorin zu sein? Wie ist es für Sie, wenn Sie ihr eigenes Buch in den Händen halten? Wie lange dauert es bis ein Buch fertig ist? Warum haben Sie gerade dieses Thema (Wachkoma und der Umgang damit) gewählt?...
Frau Weger beantwortete alle Fragen und Anliegen mit großer Geduld; ja, sie freute sich über das große Interesse an ihrem Buch, ihrer Person und ihrem Beruf.
Nina Weger vielen Dank für die interessante und wertvolle Autorenbegegnung! Gerne kommt Nina Weger wieder – die Europaschule freut sich!
Die Veranstaltung wurde vom Friedrich-Bödecker-Kreis NRW gefördert. Seit sehr vielen Jahren ist die Europaschule dort Mitglied und von daher konnten schon vielfach Autorenbegegnungen dieser Art stattfinden und waren immer ein Gewinn für die jeweiligen Schülerinnen und Schüler. Auch für diese Unterstützung vielen Dank!
27. Januar 1945: Die Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz! – Weitere Befreiungen folgen – bis am 09. Mai 1945 der Naziherrschaft endlich ein Ende gesetzt wird.
In Erinnerung an das, was vor 75 Jahren geschah, war der Autor Tim Pröse der Einladung der Europaschule Bad Oeynhausen gefolgt und las vor den Schülerinnen und Schülern aus der Jahrgangsstufe EF aus seinem Buch „Jahrhundertzeugen – Die Botschaft der letzten Helden gegen Hitler“. Für dieses Buch traf sich Tim Pröse zum Beispiel mit dem Judenretter Berthold Beitz, den letzten beiden Hitler-Attentäter, der Witwe des legendären Oskar Schindler und dem letzten Überlebenden seiner berühmten Liste.
Für sein „Publikum“ in der Europaschule am 20.01.2020 suchte er Textpassagen aus, die eindrücklich von drei Begegnungen erzählen.
Zuerst war von Yehuda Bacon die Rede; dem Mann, der als 14-jähriger Junge das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Wie muss man sich so einen Mann vorstellen – so fragt Tim Pröse seine jungen ZuhörerInnen. Muss er nicht unentwegt hassen?
Nein, Yehuda Bacon hasst nicht; er ist gütig und hat immer ein Lächeln! „Wenn ich zurückhassen würde, hätte Hitler doch gewonnen!“ – so zitiert Pröse Bacon.
Dann ist von der Begegnung mit Inge Scholl, der Schwester von Hans und Sophie Scholl, die Rede. Berührend erzählt Tim Pröse von all den Dingen, die Inge Scholl ihm von ihren Geschwistern erzählt hat, von den letzten Stunden im Leben ihrer Schwester, ihrem letzten Traum, den sie ihrer Schwester Inge erzählt hat bis hin zu ihrer letzten Botschaft, die sie auf die Rückseite des eigenen Todesurteils geschrieben hat, nämlich das Wort FREIHEIT. Das sei es, was ihr wichtig gewesen ist; sie wollte frei sein – so Pröse.
Und deshalb ruft er die Schülerinnen und Schüler dazu auf, den Mut zu haben, sich einzumischen, mündig zu werden und zu bleiben; die Freiheit nicht als selbstverständlich hinzunehmen; Pröse appellierte an sein Publikum, etwas zu wagen, etwas durchzustehen – auch gegen Widerstand. „Wenn ihr aufgeweckt lebt, ist Sophie Scholl nicht umsonst gestorben.“
Mit diesen Worten leitete Pröse zu der dritten Begegnung über, nämlich zu Kurt K. Keller, der heute als 94-jähriger im Saarland lebt und als 18-jähriger den D-Day überlebte und danach desertierte. Der D-Day, der für Keller „längste Tag“ - gemeint ist die Invasion in der Normandie, die größte Landeoperation in der Geschichte.
Im April 2014 kehrt Keller noch einmal an den Strand in Frankreich zurück, an dem er vor 70 Jahren als junger Mann kämpfen musste. Für ihn ist die Geschichte Gegenwart, jeden Tag schaut er sich selbst ins Gesicht – er schaut auf ein Foto, das den 18-jährigen Keller in der grauen Wehrmachtsuniform zeigt. Aber er erinnert auch die Todesminuten „dieses einen Soldaten“, die den Wendepunkt in seinem Leben markieren, nämlich nicht länger für Hitler zu töten.
Im anschließenden Gespräch macht Pröse immer wieder deutlich, dass die Welt nie aufhören dürfe, über den Holocaust nachzudenken und diesen zu erinnern. Die Erinnerung an die, die sich gegen Hitler gestellt hätten, um seine Schreckensherrschaft zu überleben, an die, die nicht mit dem Schicksal gehadert hätten, sondern immer wieder dem Leben positiv begegnet seien, mache Mut für den Umgang mit Terror und Krieg, Flucht und Vertreibung – Themen, die heute von bedrückender Aktualität seien. Alle Menschen, denen er begegnet sei, hätten ihn mit Mut aufgeladen; seine hoffnungsvolle Aufgabe sei es, ihre Flamme weiterzugeben.
Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich sichtlich beeindruckt und dankten dem Autor auf unterschiedliche, aber sehr persönliche Art.
Lange werde diese Stunde in ihnen nachhallen – und gerne würden sie ihn, Tim Pröse, einmal wiedersehen und sich von ihm und seinen Erzählungen mit Mut aufladen lassen.
Sabine Köhler,
Koordination HORIZONTE
Gut gelaunt und voller Vorfreude startete unsere Gruppe interessierter SuS aus den Jahrgängen 5-8 mit dem Bus zum Gut Bustedt in Hiddenhausen. Dort angekommen ging es nach einer kurzen Einweisung und Einteilung in Kleingruppen gleich in den riesigen Nutzgarten mit Gewächshaus. Während eine Gruppe mit der Gärtnerin aus dem Kräuterangebot die richtigen Kräuter auswählte, ernteten die andern Gruppen Gurken, Radieschen, Spitzkohl, Salat, Kohlrabi und Holunderblüten.
Was macht man mit der Auswahl nur in der Küche?
Die erste Gruppe machte sich sogleich daran den Spitzkohl von überflüssigen Blättern und dem Strunk zu entfernen, um ihn dann klein zu schneiden und im kochenden Wasser zu garen. Weitere Gruppen hackten und schnitten die Kräuter klein für Kräuterbutter und Kräuterquark. Dazu wurden die Radieschen, die Gurken und der Kohlrabi als Häppchen für Nebenbei in mundgerechte Stücke geschnitten. Es wurde ein herrlich knackiger Salat gewaschen und zurecht gezupft und ein eigenes Dressing auf Basis selbstgepressten Zitronensaftes hergestellt. Während die Schüler immer ungeduldiger wurden, da Ihnen schon das Wasser im Munde zusammenlief, wurden Kartoffeln gewaschen und gekocht, Baguette geschnitten und der gekochte Spitzkohl mit einer herrlich gewürzten Creme-fraiche-Soße angerichtet.
Dann war es endlich soweit und die SuS konnten die Früchte Ihrer Arbeit ernten. Entweder sie waren durch die Arbeit so hungrig, oder es schmeckte einfach nur so gut, aber obwohl mehr als reichlich gemacht wurde war fast alles in kürzester Zeit verputzt. Zum Nachtisch reichte die letzte Gruppe Holunderblütenpfannküchlein, die ebenfalls großen Anklang fanden und irgendwie in den vorher noch so lautstark gepriesenen vollen Bäuchen Platz fanden.
Unsere Schüler, die es normalerweise gewöhnt sind die Zutaten fürs Essen im Supermarkt zu kaufen, waren begeistert von der neuen Erfahrung. Die Zutaten vom Garten bis zum fertigen Gericht auf dem Teller zu verfolgen war nicht nur lehrreich, sondern auch unschlagbar lecker.
Also: „Mjam mampf mampf“… oder besser gesagt: „Danke Gut Bustedt, wir kommen bestimmt wieder“