Philosophie

Warum sollte ich Philosophie wählen?

 

So beantworten SchülerInnen, die das Fach gewählt haben, die Frage:

  • Weil ich über tiefgreifende Fragen nachdenke, die ich mir vorher noch nie gestellt habe.
  • Weil ich lerne zu diskutieren und eine begründete Meinung zu formulieren.
  • Weil ich in dem Fach lerne, wie ich komplizierte Texte erschließen kann.
  • Weil die Themen sehr interessant sind.
  • Weil man sich über sein eigenes Handeln Gedanken macht und es reflektiert.

„Zentrales Anliegen des Faches ist es, zur Entwicklung von Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern beizutragen, die sie befähigen, die Wirklichkeit differenziert wahrzunehmen und sich systematisch mit Sinn- und Wertefragen auseinanderzusetzen, sie bei der Suche nach Antworten auf die Frage nach dem Sinn menschlicher Existenz anzuwenden und in einer demokratischen Gesellschaft selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und tolerant zu leben. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln dazu Empathiefähigkeit und gelangen zu einem Wert- und Selbstbewusstsein, das verantwortliches Handeln begründet.“(KLP PPL, S.9)

 

In der Sekundarstufe I (Klasse 5-10) ist das Fach vor allem praktisch orientiert und heißt daher Praktische Philosophie.

 

Das Curriculum in Praktischer Philosophieist spiralförmig aufgebaut. Das bedeutet, dass sich die Themen alle zwei Jahre wiederholen, wobei sich das Niveau dabei kontinuierlich steigert.

In der Sekundarstufe I (Klasse 5-10)sind sieben Fragenkreise für den Unterricht konstitutiv:

 

 1. Frage nach dem Selbst

 2. Frage nach dem Anderen

 3. Frage nach dem guten Handeln

 4. Frage nach Recht , Staat, Wirtschaft

 5. Frage nach Natur, Kultur, Technik

 6. Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit, Medien

 7. Fragen nach Ursprung, Zukunft, Sinn

 

Im Praktischen Philosophieunterricht bilden die SchülerInnen folgende Kompetenzen aus:

  • Personale Kompetenz (eigene Rolle erkennen; Persönlichkeit entwickeln)
  • Soziale Kompetenz (soziale Verantwortung übernehmen; respektvoller Umgang mit anderen)
  • Sachkompetenz (Gegenstände des Faches erfassen, verstehen und beurteilen)
  • Methodenkompetenz (fachspezifische Methoden und fachunabhängige Arbeitstechniken anwenden)

In der Sekundarstufe II (EF-Q2)können die SchülerInnen in Philosophie auch Klausuren schreiben und das Fach als Abiturfach wählen. Es werden folgende Inhaltsfelder behandelt:

 

 1. Der Mensch und sein Handeln

 2. Menschliche Erkenntnis und ihre Grenzen

 3. Das Selbstverständnis des Menschen

 4. Werte und Normen des Handelns

 5. Zusammenleben in Staat und Gesellschaft

 6. Geltungsansprüche der Wissenschaften

 

Dabei bilden die SchülerInnen folgende Kompetenzen aus:

  • Sachkompetenz
  • Methodenkompetenz
  • Handlungskompetenz
  • Urteilskompetenz

Besuch des Fachtags Philosophie an der Uni Bielefeld

Am 06. Juli 2019 besuchten einige EF-Schüler*innen aus dem Philosophiekurs von Frau Pultke den Fachtag Philosophie, der jährlich an der Universität Bielefeld stattfindet. Der Kurs hatte sich für die Teilnahme ausgesprochen, da das Thema des Fachtags „Von Fledermäusen und Zombies. Probleme des phänomenalen Bewusstseins“ äußerst spannend klingt und gut an die zuvor behandelte Unterrichtsreihe „Was können wir mit Gewissheit erkennen? – Grundlagen und Grenzen menschlicher Erkenntnis“ anknüpft. Außerdem bietet der Fachtag die Möglichkeit, einen Blick auf Universität und Studium zu erlangen, da er eine Mischung aus Vorträgen (ähnlich Vorlesungen) und Workshops (ähnlich Seminaren) bietet. Der Fachtag richtet sich an alle Philosophieinteressierten. Da er gemeinsam mit dem Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Bielefeld organisiert wird, richtet er sich jedoch vor allem an Lehrer, Didaktiker und Studierende. Die Anwesenheit von Schüler*innen ist zwar erwünscht, aber die Ausnahme, weshalb die Teilnahme unseres Kurses besonders positiv aufgenommen wurde.

Die drei Vorträge, die zwischen 9 - 12:45 gehalten wurden, lieferten einen spannenden Einblick in die Thematik und das sowohl aus philosophischer als auch aus biologischer Sicht. PD Dr. Peter Schulte referierte über den „Farbfilm in unserem Gehirn“. Dabei bezog er sich hauptsächlich auf das berühmte philosophische Gedankenexperiment „Der Fall von Mary“ / Jacksons Argument des unvollständigen Wissens, wobei es darum geht, dass Mary in einem schwarz-weißen Raum gefangen ist, in dem sie aber alles lernt, was es in physikalischer Hinsicht über das Farbensehen von Menschen zu wissen gibt. Wenn sie freigelassen wird und das erste Mal etwas in Farbe sieht, erlernt sie jedoch etwas, das sie sich vorher nicht mithilfe von Büchern aneignen konnte, nämlich wie es ist, einen Roteindruck zu haben. Daraus lässt sich schließen, dass es nicht-physikalische Tatsachen gibt, wodurch im letzten Schritt der Physikalismus widerlegt werden kann.

Der zweite Vortrag von Prof. Dr. Achim Stephan trug den spannenden Titel „Emotionen: Welche Basis haben sie jenseits von Gehirn und Körper?“. Dabei ging es vor allem darum, wie unsere physische und soziale Umwelt auf unsere Emotionen einwirkt und dass unsere Kognition situiert ist. Sie ist eingebettet in das soziale Miteinander.

Im dritten Vortrag erläuterte Prof. Dr. Holk Cruse das subjektive Erleben aus Sicht der biologischen Kybernetik. Er warf die Frage auf, wie subjektives Erleben zustande kommt und warum es eigentlich subjektives Erleben gibt. Seine Antwort ist, dass dies aus evolutionärer Sicht keinen Sinn macht. Es ist auch nicht verantwortlich für das Auslösen des Verhaltens, wie durch verschiedene Experimente herausgefunden wurde. Streng genommen kann man nur bei sich selbst feststellen, dass man subjektiv erleben kann. Der Analogieschluss für andere Menschen liegt zwar nah, jedoch wissen wir nicht mit Sicherheit, ob auch andere Lebewesen über subjektives Erleben verfügen.

Zwischen den Vorträgen gab es jeweils 15 Minuten Pause und danach eine einstündige Pause, in der man sich am umfangreichen Buffet bedienen und das schöne Wetter auf dem Campus genießen konnte. Danach konnten die Schüler*innen wählen, welche(n) der fünf Workshops sie besuchen wollten. Jeder Workshop dauerte 90 Minuten und wurde zweimal hintereinander angeboten. Für die Schüler*innen war nur die Teilnahme an einem Workshop verpflichtend. Die Workshops dienten vor allem dazu, herauszuarbeiten, wie das Thema phänomenales Bewusstsein im Unterricht umgesetzt werden kann. Besonders beliebt war der Workshop „Von Zombies, Cookies & Bewusstseinstransplantation. Die Serie „Black Mirror“ als Gedankenexperiment des phänomenalen Bewusstseins.“ In dem Workshop wurden zunächst in Gruppen philosophische Texte (Schulbuchmaterialien) gesichtet und dann ein Ausschnitt aus einer „Black Mirror“ Folge angeschaut. Die Aufgabe bestand dann darin, auf der Basis der Texte und des Serienausschnitts Aufgaben für den Unterricht zu entwickeln. Für Schüler*innen war dabei vor allem interessant zu sehen, wie das Konzipieren von Unterrichtsstunden abläuft und was beachtet werden muss. Sie konnten sich gleichwertig in die Gruppendiskussionen einbringen und gute Vorschläge und Argumente liefern.

Trotz des frühen Aufstehens an einem Samstagmorgen war der Fachtag Philosophie an der Uni Bielefeld eine interessante Erfahrung für die Schüler*innen, die nicht nur viel über phänomenales/subjektives Bewusstsein gelernt haben, sondern auch erleben konnten, wie es an der Uni zugeht.